Sie dreht sich um und geht zum Haus zurück. Tränen laufen stumm über ihre geröteten Wangen.
Warum nur? Warum fährt er fort? Warum ein jedes mal aufs Neue?
Warum flüstert sie bei jedem Abschied “Wir schaffen das!” und fühlt aus ganzem Herzen “lass mich doch einfach nie wieder los…!”
Warum?
Sie versucht mit aller Macht ein Schluchzen zu unterdrücken als sie den Windzug seines Autos in ihrem Rücken spürt, als er Gas gibt...um endlich von ihr fort zu kommen, wohlwissend, dass das unmöglich ist.
Sie ist seine große Liebe, die Eine oder Keine und dennoch ist es vorbei, er ist tief verletzt und tagelang nicht fähig irgendetwas zu tun…
Warum?
Warum hat sie diese Entscheidung getroffen? Warum hat sie ihm nicht die Chance gegeben zu zeigen, dass er es ändern wird. Er hat seine Entscheidung getroffen, gegen sein bisheriges Leben und nun? Gibt sie ihm keine Chance…
Er hängt an ihr. Immer.
Die Eine oder Keine.
Morgen werden sie sich wieder sehen, das ein oder andere gemeinsam erledigen, als eingespieltes Team und in endlosem Vertrauen. Zutrauen.
Und wieder wird sie jeden seiner Atemzüge erlauschen, aufsaugen und für immer im Herzen speichern, sie wird ihn atmen.
Ganz heimlich und dennoch so sehnsüchtig. Nie wird sie diesen Geruch vergessen können. Sie will in ihn hinein kriechen...aber nein.
Die Zeiten sind vorbei. Sie hat sich entschieden.
Er fährt viel zu schnell und mit einem Felsen auf der Brust nach Hause, und beschließt, dass das ein Ende haben muss. Es muss einfach Schluss sein. Sie müssen aufhören sich zu treffen, gemeinsam Dinge zu tun.
Er wird morgen nicht zu ihr fahren.
Er erträgt es nicht mehr. Sie hat sich doch entschieden.
Er ist es nicht mehr: Der Eine oder Keiner. Er ist nicht mehr ihr Held.
Sein Herz, wie kann das ein Mensch ertragen?
Eigentlich
Eigentlich wollte ich schon immer…
eigentlich hätte ich Dich…
nur heute geht es nimmer…
und’s interessiert mich auch nicht…
aber morgen will ich noch immer…
und das macht’s umso schlimmer…
immer nur das Beste für Dich!
Vielleicht hast Du mich gefangen…
vielleicht halte ich Dich…
vielleicht wird’s uns langen…
vielleicht auch nicht…
und vielleicht willst Du doch noch immer…
ja, das macht’s schlimmer…
immer nur das Beste für mich?
Möglicherweise gehen wir gemeinsam…
möglicherweise auch einsam…
ziehen heute und auch morgen…
unsren Kopf aus uns‘ren Sorgen…
und möglicherweise…
wünschen wir uns beide…
am Ende dieser Reise…
immer nur das Beste…
auf uns‘re Weise…?!
Womöglich und auch vermutlich,
gegebenenfalls oder auch ganz und gar,
ist’s Spekulation und Hoffnung
und sowieso selten wahr.
Leben passiert doch immer jetzt,
im Gestern hat’s uns versetzt,
und morgen…
hab‘ ich Dich verletzt ?!
Eigentlich - aus "Liebe. Was sonst?!" - Ursula Hunke